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Ansprache zur neuen Fassade

Fassadeneinweihung Wielandhaus (Logensitz) vom 18.September 2021
Ansprache von Christian Rettenbacher, Projektverantwortlicher und Gebäudeverwalter

Ehrwürdiger Meister vom Stuhl
Sehr geehrter Herr Regierungsrat, sehr geehrter Herr Stadtpräsident
Sehr verehrte Gäste, liebe Brüder Freimaurer, liebe Schwestern

AARAU – «Mut zur Farbe» oder «Mehr Farbe braucht die Stadt!»

So titelten verschiedene Medien und ein Internationales Architektur und Planermagazin über Aarau und das Wielandhaus. Nach fast 50 Jahren war die Zeit reif, die ursprüngliche Fassade inklusive der 350 Storen zu erneuern. Herzlichen Dank an dieser Stelle an die Mitarbeiter des DVI für Ihr Verständnis der fehlenden Beschattung während der Bauphase – vor allem bei Sonnentagen war Innovation gefragt, es kamen Sonnenschirme und Regenschirme in den Büros zum Einsatz.

Als Projektverantwortlicher habe ich heute die grosse Ehre, Ihnen einen kurzen Einblick in unser Fassadenprojekt zu gewähren. Lassen Sie uns mit folgender Eingangsfrage anfangen:

Ein Blau, das auch ein Grün ist. Geht das?

Ja, das geht. Diese neue Fassade ist ebenso blau wie grün – je nachdem, wie das Licht einfällt und welche Perspektive Sie einnehmen. Die Farbe Blau ist Teil der freimaurischen Identität und die Spektralfarbe soll zeigen, dass die Wirklichkeit je nach Blickwinkel eine Andere ist. Gemeinsam mit dem Fassadenbau-Experten Roger Salm und Monopole Colours, einem innovativen Schweizer Farben- und Lackhersteller, konnten durch Ausdauer und Engagement alle technischen Hürden überwunden werden. Im Farblabor von Monopol Colors in Fislisbach mischten wir, die Aarauer Freimaurer, selbst Pigmente, Pasten und Pulver so lange, bis unsere ganz persönliche Wunschfarbe der Fassade vorlag. Farbdesigner und Techniker unterstützten uns dabei. Danke Lionel Schlessinger für Deine Zeit und Deine unendliche Geduld.

Die Herausforderung war: Blau? Grün? Oder doch beides?

Die Farbe Blau steht nicht nur für Harmonie, Sympathie und Zufriedenheit, die Farbe Blau widerspiegelt auch das Gedankengut der Johannis Freimaurerei, nach deren Riten wir, die Aarauer Freimauerloge «zur Brudertreue» arbeiten. Die Farbe Grün steht als Symbol des Wachstums und der Hoffnung. Um sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart und die Zukunft der Freimaurerei zu berücksichtigen, wurden beide Farben in einer Spektralfarbe vereint. Auch den vielen Gewässern des Kantons Aargau mit ihren sich stetig verändernden Blautönen und dem vielfältigen Grün unserer Natur wird mit dieser einzigartigen Farbkomposition Ausdruck verliehen.

Je nach Lichteinfall und Tageszeit verändert sich das Erscheinungsbild der Fassade, sie scheint zu leben. Sie reflektiert unser aller Leben – ist ein Spektrum an Farbe, Erlebnissen und Ansichten. Die Farbe widerspiegelt die Umgebung, nimmt sie auf und fügt das Gebäude in die Umgebung ein. Die Farbe verbindet Natur mit Urbanität, Geschichte mit Zeitgenössischem, Tradition mit dem Zeitgeist der Moderne. Sie widerspiegelt die Beständigkeit der Veränderung und trägt dem Gedanken des «Schwebenden Steins» des damaligen Architekten Willi Lüscher Rechnung.

Umsetzung

Konsens und Logistik waren gefragt. Nach intensiven Gesprächen und Diskussionen mit der Stadtbildkommission wurde schließlich auch die Zustimmung zur außergewöhnlichen Farbwahl durch die Behörden ermöglicht. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an die Stadt Aarau. Erst danach wurden die 2.500 m2 Verbundplatten bestellt und in einem aufwändigen, mehrschichtigen Verfahren beschichtet und mit Schutzfolie an die Salm Fassadenbau AG geliefert. Dort wurden die Elemente für die vertikalen Lisenen und die Brüstungselemente vorgefertigt. In Summe waren es mehr als 1.800 Einzelteile aus Aluminium mit einem Gesamtgewicht von etwa 20 Tonnen. Ja, nur schon die Fensterumrandungen von den 350 Fenstern bedurfte einige Kilometer Aluminiumprofil. Die Elemente für die Detaillösungen, wie die ausgeklügelte Hinterlüftung, sowie die Tausenden von Nieten mussten nachträglich der Einbaurichtung entsprechend lackiert werden, damit der Farbverlauf jenem der Fassade entspricht, das war eine enorme logistische Herausforderung.

Ein Wahrzeichen der besonderen Art

Nun präsentiert sich das Wielandhaus in einem würdigen neuen Kleid, ist Bestand und Veränderung. Ein Gebäude, das einen zweiten und sogar einen dritten Blick wert ist. Wir danken allen beteiligten Firmen für Ihre gute und zuverlässige Arbeit und Ihren unermüdlichen Einsatz.

Teil dieses Projektes zur Erneuerung der Fassade gewesen zu sein und mit der Umsetzung dieser ehrenvollen Aufgabe betraut worden zu sein gab mir die Gelegenheit daran zu wachsen. Ich danke Euch, meine liebe Brüder, für das in mich gelegte Vertrauen und Eure vielfältige Unterstützung.